Textilien mit Pilzen zu färben ist eine wunderbare Möglichkeit, natürliche Farben aus der Natur zu nutzen und deine Stoffe auf eine umweltfreundliche Art und Weise zu gestalten. Pilze enthalten Pigmente, die sich je nach Art und Färbetechnik in unterschiedlichen Farbtönen auf Stoff übertragen lassen, von sanften Erdtönen bis hin zu kräftigen Gelb- und Rottönen. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die dir zeigt, wie du deine Textilien mit Pilzen färben kannst.
DIY-Anleitung: Textilien färben mit Pilzen
Benötigte Materialien
- Frisch gesammelte oder getrocknete Färbepilze (z.B. Zinnoberrote Tramete für Rot- und Gelbtöne oder Braunkappen für Brauntöne)
- Baumwoll-, Seiden- oder Leinenstoff (vorzugsweise naturweiß oder hell)
- Ein großer Topf (Edelstahl oder Emaille, vermeide Kupfer oder Aluminium)
- Großer Holzlöffel
- Wasser
- Essig oder Alaun als Beize
- Sieb
- Gummihandschuhe
- Ein altes Tuch zum Abdecken der Arbeitsfläche
Schritt 1: Pilze sammeln und vorbereiten
Für das Färben sind nicht alle Pilze geeignet; es gibt bestimmte Arten, die dafür bekannt sind, kräftige Pigmente abzugeben. Recherchiere im Voraus oder arbeite mit Pilzen, von denen du weißt, dass sie Farbstoffe enthalten. Häufig verwendet werden zum Beispiel die Zinnoberrote Tramete und der Schmetterlingstramete. Sammle die Pilze vorsichtig und lasse sie am besten trocknen, bevor du sie verwendest. Trockene Pilze sind länger haltbar und lassen sich später einfach in Wasser einweichen.
Schritt 2: Stoff vorbereiten und beizen
Bevor du mit dem Färben beginnst, muss der Stoff gebeizt werden. Das sorgt dafür, dass die Farbe besser aufgenommen wird und länger hält.
Spüle den Stoff gründlich in klarem Wasser, um mögliche Rückstände zu entfernen.
Lasse ihn eine halbe Stunde in einer Lösung aus warmem Wasser und Essig (etwa 3:1) einweichen. Alternativ kannst du Alaun verwenden, das dem Färbewasser hinzugefügt wird.
Spüle den Stoff nach dem Beizen nicht aus. Er sollte feucht bleiben, wenn du ihn zum Färben in die Pilzlösung gibst.
Schritt 3: Die Pilzlösung herstellen
Zerbrich die getrockneten Pilze in kleine Stücke und gib sie in einen großen Topf.
Bedecke die Pilze großzügig mit Wasser und bringe die Mischung zum Köcheln.
Lasse sie etwa 1-2 Stunden leicht köcheln, bis das Wasser die gewünschte Farbtiefe angenommen hat.
Wenn die Farbe intensiver sein soll, kannst du die Mischung länger köcheln lassen und bei Bedarf mehr Wasser hinzufügen. Pilze können überraschend viel Pigment abgeben, also experimentiere ruhig mit der Zeit, um den richtigen Ton zu treffen.
Seihe die Pilze anschließend ab, sodass nur die farbige Flüssigkeit im Topf bleibt.
Schritt 4: Stoff färben
Lege den feuchten, gebeizten Stoff in die warme Pilzlösung und rühre vorsichtig um, sodass der Stoff die Farbe gleichmäßig aufnehmen kann.
Lasse den Stoff bei niedriger Hitze etwa eine Stunde lang in der Lösung ziehen. Je länger der Stoff im Farbbad bleibt, desto intensiver wird die Farbe. Du kannst den Stoff auch über Nacht in der abgekühlten Lösung einweichen lassen.
Rühre immer mal wieder um, um sicherzustellen, dass die Farbe gleichmäßig verteilt ist.
Experimentiere mit der Kochdauer und der Anzahl der Pilze, um die Farbintensität zu variieren.
Schritt 5: Stoff ausspülen und trocknen
Nimm den Stoff vorsichtig aus dem Farbbad und spüle ihn zunächst in kaltem Wasser aus, bis das Wasser klar bleibt.
Drücke das überschüssige Wasser sanft aus und hänge den Stoff an einen luftigen Ort zum Trocknen.
Haltbarkeit und Pflege
Färben mit Pilzen erzeugt natürliche Farben, die empfindlicher sind als chemische Farbstoffe. Wasche die gefärbten Textilien daher am besten kalt per Hand oder im Schonwaschgang, um die Farben zu schonen. Vermeide direkte Sonneneinstrahlung, um ein Verblassen zu verhindern.
Farbnuancen
Beim Färben mit Pilzen können je nach Art wunderschöne, erdige und leuchtende Farben entstehen. Hier sind einige Pilze, die sich besonders gut zum Färben eignen, sowie die Farbtöne, die sie auf Stoffen erzeugen können:
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Zinnoberrote Tramete (Pycnoporus cinnabarinus, nicht giftig, aber ungenießbar): Gibt ein intensives Rot-Orange ab, ideal für warme, leuchtende Farben.
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Blutmilchpilz (Lycogala epidendrum, ungenießbar und potenziell hautreizend bei direktem Kontakt): Kann kräftige Rosa- bis Rosétöne erzeugen. Er wird oft für subtile, pastellige Farben verwendet. Beim Umgang mit ihnen sollte man Handschuhe tragen und die Stoffe nach dem Färben gründlich auswaschen.
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Braunkappe (Phaeolus schweinitzii, ungenießbar, nicht direkt giftig, aber für den Verzehr ungeeignet.): Einer der beliebtesten Färbepilze, der wunderschöne Gold- bis Grüntöne produziert. Besonders kräftig, wenn der Pilz frisch verwendet wird.
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Purpurfilziger Holzritterling (Tricholomopsis rutilans, ungenießbar, aber nicht giftig): Dieser Pilz ergibt Gelb- bis Goldtöne, die oft sehr leuchtend wirken und sich auf verschiedenen Stoffen gut halten.
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Orangebecherling (Aleuria aurantia, ungenießbar, wird oft mit giftigen Becherlingen verwechselt): Dieser leuchtend orangefarbene Pilz färbt Textilien in warmen Orangetönen und kann besonders leuchtende Akzente setzen.
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Olivbrauner Holzritterling (Tricholoma scalpturatum, ungenießbar): Lässt sich für dunklere Brauntöne verwenden und ergibt gedämpfte, satte Farben.
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Violetter Rötelritterling (Lepista nuda, essbar, aber nur nach gründlichem Garen, und manche Menschen reagieren empfindlich darauf): Einer der wenigen Pilze, die zarte Violett- oder Lavendeltöne auf Textilien erzeugen können, besonders auf Seide und Wolle.
Diese Pilze färben je nach Konzentration, Beize und Stoffart unterschiedlich intensiv, sodass das Experimentieren Spaß macht und oft interessante Ergebnisse bringt.
Das Färben mit Pilzen ist ein faszinierender Prozess, der nicht nur kreative Möglichkeiten eröffnet, sondern auch ein tieferes Bewusstsein für die Natur und ihre Ressourcen schafft. Erfahre mehr zum Thema Färben von Textilien im Artikel: Färberpflanzen sammeln - Farbtöne der Natur
Happy making :)