DIY Anleitung

Nutze deine Kreativität: Gestickte Gefühle - Geduld üben und erfahren

Nutze deine Kreativität: Gestickte Gefühle - Geduld üben und erfahren

Geduld ist eine Tugend, die in unserer schnelllebigen Welt oft auf die Probe gestellt wird. Wir leben in einer Zeit, in der vieles sofort verfügbar ist, und verlieren dabei manchmal das Gefühl für den Wert des Wartens und der langsamen, achtsamen Arbeit. Geduld bedeutet, sich die Zeit zu nehmen, die Dinge wachsen und sich entwickeln zu lassen, ohne das Ergebnis zu kennen oder es zu erzwingen. Diese Qualität zu kultivieren kann uns helfen, inneren Frieden zu finden, mit Herausforderungen besser umzugehen und das Leben in all seinen Facetten bewusster zu erleben.

Die folgende Kreativitätstherapie-Übung lädt dich dazu ein, Geduld auf eine besondere Weise zu üben und zu erfahren. Indem du ein eigenes Thema wählst und dieses durch das Sticken eines selbstgestalteten Bildes über einen längeren Zeitraum hinweg bearbeitest, wirst du die Kunst der Geduld auf eine neue, kreative Art und Weise kennenlernen. Das langsame, bedachte Sticken erlaubt es dir, im Hier und Jetzt zu verweilen, den Prozess bewusst zu genießen und gleichzeitig dein inneres Thema tiefer zu erforschen.

Diese Übung ist eine Reise zu mehr Gelassenheit und Achtsamkeit, die dir die Möglichkeit gibt, nicht nur ein einzigartiges Kunstwerk zu schaffen, sondern auch eine wertvolle Lektion in Geduld zu erlernen. Du wirst feststellen, dass der Weg genauso wichtig ist wie das Ziel und dass es oft die kleinen, bewussten Schritte sind, die uns weiterbringen. Lass dich auf diesen Prozess ein und entdecke, wie Geduld dein Leben bereichern kann.

 

Anleitung zur Kreativitätstherapie-Übung zum Thema Geduld: Das gestickte Bild der Geduld

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Ziel der Übung

Die Übung soll helfen, Geduld zu entwickeln und zu stärken. Im Gegensatz zum Malen oder Zeichnen eines Bildes, erfordert das langsame und bewusste Sticken eines selbstgestalteten Motivs, Geduld und Durchhaltevermögen. Der Prozess des Stickens bietet zudem die Möglichkeit, sich intensiv mit einem selbstgewählten Thema auseinanderzusetzen.

Wen du dich in einer unangenehmen Situation befindest, auf deren Ausgang du wenig oder gar keinen Einfluss hast und die nicht innerhalb weniger Tage oder Wochen gelöst werden kann, wird dieses DIY-Projekt dir helfen, diese ungewisse Zeit positiver und bewusster zu erleben.


Du brauchst

  • Stickrahmen (optional)
  • Stickstoff oder ein Kleidungsstück, das du besticken möchtest (Leinen oder Baumwolle)
  • Stickgarn in verschiedenen Farben
  • Sticknadeln
  • Schere
  • Skizzenpapier und Bleistift (für Entwürfe)
  • Eventuell Stickmusterbücher oder Vorlagen als Inspiration


Dauer
Diese Übung ist langfristig angelegt. Es wird empfohlen, über mehrere Wochen oder sogar Monate hinweg daran zu arbeiten.


So empfehle ich den Ablauf der Übung



Einstimmung
Beginne mit einer kurzen Achtsamkeitsübung, um dich mental auf die Übung einzustimmen. Schließe die Augen, atme tief ein und aus, und konzentriere dich in deinen Gedanken auf die Geduld, die du für deine Situation aufbringen möchtest. Wie fühlt sich Geduld für dich an? Was bedeutet Geduld in deinem Leben?

Themenwahl
Überlege dir ein Thema, das dir besonders am Herzen liegt oder das du näher erforschen möchtest. Dieses Thema sollte idealerweise mit Geduld in Verbindung stehen. Beispiele könnten sein: Akzeptanz, Wachstum, Veränderung, Heilung oder Balance.

Entwurf des Stickbildes
Überlege dir ein Motiv, das Thema repräsentiert. Es muss kein komplexes Design sein, sondern kann auch ein abstraktes oder minimalistisches Bild oder Spruch sein. Wichtig ist, dass es für dich eine persönliche Bedeutung hat.

Planung des Stickprojekts
Überlege dir, welche Farben und Sticktechniken du verwenden möchtest. Plane bewusst, dass dieses Projekt eine längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Es ist eine Übung in Geduld, also setze dir keine strikten Zeitlimits. Hier lernst du die verschiednen Stiche, die du verwenden kannst.

Sticken
Beginne mit dem Sticken deines Motivs. Achte darauf, dass du langsam und achtsam arbeitest. Konzentriere dich auf jeden Stich, fühle die Textur des Stoffes und das Gleiten der Nadel. Wenn du merkst, dass du ungeduldig wirst, halte kurz inne, atme tief durch und erinnere dich an das Ziel der Übung.

Reflexion
Während des Stickens kannst du immer wieder innehalten und darüber nachdenken, wie sich deine Geduld entwickelt. Welche Gedanken oder Emotionen tauchen auf? Wie beeinflusst das Sticken dein Gefühl für Zeit und Geduld? Welche Fortschritte oder Rückschläge gab es in deiner persönlichen Situation? Wie hat dir das Sticken dabei geholfen?

Abschluss
Wenn du das Stickmotiv fertiggestellt hast, nimm dir Zeit, es zu betrachten. Was bedeutet das fertige Motiv für dich? Hast du das Gefühl, dass sich deine Geduld verändert oder verbessert hat? Welche Lehren kannst du aus dieser Erfahrung ziehen?

Nachbereitung
Dokumentiere deine Erfahrungen in einem Tagebuch oder bespreche sie mit einer Gruppe oder einem Therapeuten. Dieser Schritt hilft, die während des Prozesses gemachten Einsichten zu vertiefen und zu integrieren.

Zusätzliche Tipps


Pausen einlegen: Wenn du das Gefühl hast, dass die Arbeit zu monoton wird, gönne dir eine Pause. Geduld bedeutet eben auch, sich die Zeit zu nehmen, die man benötigt.

Fortschritte sichtbar machen: Halte den Fortschritt fest, indem du regelmäßig Fotos von deinem Stickbild machst. Dies kann motivierend sein und dir helfen, die Entwicklung deines Projekts zu sehen.

Diese Übung soll nicht nur Geduld lehren, sondern auch die Freude an einem langsamen, bewussten kreativen Prozess fördern. Die Erfahrung des Stickens kann beruhigend wirken und gleichzeitig eine tiefere Verbindung zu den eigenen Gedanken und Gefühlen herstellen.

 

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Ich persönlich arbeite im Moment an einem großen Stickbild und habe mir dafür das Gedicht "Über die Geduld" von Rainer Maria Rilke als Typografie auf eine große Leinwand drucken lassen. Die einzelnen Buchstaben sticke ich.

 

Über die Geduld

 

Über die Geduld

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…

Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

- Rainer Maria Rilke -

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